Mit Pfiffen wurden die Spieler der SG Wattenscheid in die Halbzeit begleitet, mit Applaus nach der fünften Niederlage aus sechs Oberliga-Saisonspielen verabschiedet.
Obwohl die Fans des Traditionsklubs den Einsatz der Mannschaft - zumindest überwiegend - weiterhin honorieren, droht die Stimmung infolge der sportlichen Talfahrt allmählich zu kippen.
Das Prestigeduell gegen die Spielvereinigung Erkenschwick ging mit 2:4 verloren. „Mir tut es unfassbar weh für die Fans. Das Spiel ist für die Zuschauer ein Derby, wie Schalke gegen Dortmund in der Oberliga“, resümierte Führungsspieler Marvin Schurig reumütig.
Die Entstehung der Gegentreffer zieht sich dabei wie ein roter Faden durch die Saison: Erneut wies die SGW Konzentrationsmängel und Schwächen in der Defensive auf, erneut wurde es dem Gegner schlichtweg viel zu einfach gemacht.
Schurig, der als spielender Co-Trainer agiert, ging mit sich und seinen Mitspielern hart ins Gericht: „Im zweiten Durchgang sind uns individuelle Fehler unterlaufen - sowohl im Spielaufbau als auch bei Standard-Situationen. Diese Unaufmerksamkeit führt dann zu Gegentoren. Wir brauchen den Turnaround. Ansatzweise haben wir gezeigt, dass wir das können. Solange wir das aber nicht über 90 Minuten zeigen, brauchen wir gar nicht über Siege zu sprechen.“
Die SG Wattenscheid braucht eine schnelle Wende, um nicht gleich zu Beginn der Spielzeit den Anschluss zu verlieren. Bislang steht erst ein mageres Pünktchen auf dem Konto. Damit bildet der Klub als diesjähriger Absteiger weiterhin das Schlusslicht der Oberliga Westfalen. Um dieser Situation zu entfliehen, braucht es Zusammenhalt.
„Das wird kein Sprint, das wird ein Marathon“, erkennt Schurig und fordert: „Wir müssen als Team noch enger zusammenrücken. Innerhalb der Kabine müssen wir ganz klare Ansagen machen. Ich bin schon lange dabei, habe viele lehrreiche Jahre erlebt und weiß worauf es ankommt. In jeder Trainingseinheit muss Vollgas gegeben und die positive Energie mitgenommen werden.“
"Wir sind alle gestandene Männer" - Schurig nimmt das Team in die Pflicht
Fehlen die von Schurig angesprochenen klaren Ansagen in der Kabine etwa? Der Verteidiger lässt in seine Gefühlswelt blicken und nimmt die Mannschaft in die Pflicht: "Das müssen wir als Spieler auch mal unter uns ausmachen. Wir sind keine 14 Jahre mehr, wir sind alle gestandene Männer. Jedem ist klar, was gut und was nicht gut läuft. Das Negative überwiegt momentan. Da müssen wir uns untereinander auch mal klare Ansagen geben, aber trotzdem auf dem Platz als Einheit agieren. Darauf wird jetzt erstmal der Fokus liegen.“
Aufgrund der schwachen Auftritte in den vergangenen Wochen erfolgte zuletzt eine offene Aussprache zwischen Verantwortlichen, Spielern und Fans. Doch auch dieser Schritt brachte nicht die Wende. Schurig weiß den Vertrauensvorschuss von der Tribüne zu schätzen und will diesen schnellstmöglich zurückzahlen:
„Trotz einer 2:4-Niederlage und mit einem Punkt auf dem Konto nach einigen Spieltagen stehen sie noch hinter uns und klatschen uns ab. Einen noch größeren Respekt kann man den Fans gar nicht zollen. Das ist nicht selbstverständlich, das gibt es nur in Wattenscheid. Wir müssen ihnen das zurückzahlen und dieser Tag wird kommen."